Thema 4: Kooperation FBS-FBS, komplementäre Fortbildung und Beratung

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Erfolgreiche Beratung in der Unterrichtsentwicklung ist ein Gemeinschaftsprodukt von Schule, FBS und FBU. Am Thema Klassenführung lassen sich diese Zusammenhänge gut zeigen.

Die Schule ist Auftraggeber und Hauptakteur bei der Einführung und Pflege von Klassenführung.

Die einzelnen Beratungspersonen FBS und FBU sind sich dessen bewusst, dass sie als Einzelpersonen agieren, dass sie im Tandem auftreten und dass sie mit ihren jeweiligen Beratungssystem verknüpft sind.

Der Eindruck, den sie bei den Schulen hinterlassen, ist bedeutsam für langfristige und kontinuierliche Beratung und Entwicklung an der Schule, unabhängig von den Beratungspersonen, die aktuell an der Schule unterwegs sind. Beratung sollte nicht privatisiert sein, sondern sollte bezogen sein auf das Unterstützungssystem insgesamt.


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Die Akteure an der Schule informieren sich anhand der KM-Broschüre zum Thema Klassenführung und finden eine Art Grundkonsens über die Ziele ihrer Entwicklungsanstrengungen.

Es ist allen klar, dass es hier um gemeinsame Entwicklungsanstrengungen geht, also um Kooperation in Teams.

Es ist allen klar, dass es nicht um äußerliche Verfahrensweisen geht, mit denen man irgendwelche Störungen “beseitigen” kann, sondern um eine umfassende Erneuerung des Unterrichts auf der Basis eines am Schüler orientieren Verständnisses von Lernen.

Bei diesen grundsätzlichen Informationen und Klärungsprozessen können FBS im Rahmen ihrer Arbeit mit der Schulleitung beteiligt sein. FBU treten mit Basisinformationen zum Thema, z.B. anlässlich eines Pädagogischen Tages auf. Aus beidem kann sich ein gemeinsamer Auftrag für ein FBS-FBU-Tandem entwickeln.


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Eine FBS, die mit einer Schule und einem FBU zusammenarbeitet, handelt sozusagen repräsentativ für ihr Beratungssystem. FBS haben im Laufe der Jahre durch Tandemarbeit, gemeinsame Fortbildung und Reflexion und durch Supervision Handlungsroutinen und Standards für ihre Arbeit mit einer Schule erarbeitet, die auch im komplementären Tandem zum Tragen kommen.

Das gilt für die Ebene Kommunikation: Dazu gehört die Vereinbarung von “Hutträger-Aufgaben”, ein geregeltes E-Mail-Verfahren mit CC-Weiterleitung, der weitgehende Verzicht auf telefonische Einzelabsprachen mit der Schule. Eine FBS, die im Rahmen des Beratungsauftrags mit kollegialen Teams arbeitet, wird immer vorher mit den verantwortlichen Leitungspersonen gesprochen haben. SchiLFs werden professionell vorbesprochen und durchgeführt und dokumentiert. Immer ist hierbei die Weiterarbeit an der Schule Bestandteil des Fortbildungsimpulses, den eine FBS gibt.

Und es gilt für die inhaltliche Ebene: Die Grundlinien eines Verständnisses von kollegialer Teamarbeit, Teamstrukturen und Beteiligung der Schulleitung an der UE, hier konkret angewendet auf das Thema Klassenführung, sind unter FBS Konsens. Schulen können sich darauf verlassen, dass alle FBS mit ähnlichen fachlichen Grundpositionen arbeiten. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne FBS hier mit unterschiedlichen Varianten agieren. Diese Varianten sind im Beratungssystem bekannt und diskutiert, sie sind Bestandteil der Vielfalt von Handlungsoptionen, die eine FBS einer Schule anbieten kann.


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Der FBU verfügt über eine Expertise zum Thema Klassenführung, die auch auf der eigenen Unterrichtserfahrung in seinen Fächern beruht. Der FBU verkörpert eine am Schülerlernen orientierte Auffassung von Unterricht.

Zu den fachübergreifenden Aspekten (Einführen und Durchhalten von Regeln und Routinen, Beziehungsstaltung) hat der FBU zusätzliche Expertise erworben, gefestigt durch die Erfahrungen, v.a. auch Teamerfahrungen an der eigene Schule und durch den Diskurs im System FBU.

Es gibt eine kollegiale Kooperation zwischen FBU, die sich mit dem Thema Klassenführung befassen. Diese Kooperation ist komplex, weil die FBU hier beides leisten müssen: ihre fachspezifische Perspektive im Blick behalten (was ihnen vertraut und gewohnt ist) und die überfachlichen Themen beherrschen und mit Lehrerinnen und Lehrern aller Fächer kommunizieren (was bei Thema Klassenführung der Fall ist).


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Die Schule beauftragt eine Fachberaterin Schulentwicklung zum Thema Klassenführung, weil sie Unterstützung und Feedback zu allen organisatorischen Fragen und zu den Aspekten der schulinternen Kommunikation sucht.

Die FBS macht gegenüber der Schule deutlich, was ihr eigener Beitrag zum Thema Klassenführung ist (organisatorische Einbindung, Kooperation im Team, Vorschläge zur Visualisierung und Dokumentation und Reflexion, Einbindung der Klassenführung in den Gesamtkontext der Schul- und Unterrichtsentwicklung).

Und sie macht deutlich, wozu die Expertise und vor allem die Perspektive der FBU notwendig ist.


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Die Schule beauftragt einen FBU zum Thema Klassenführung, weil sie Unterstützung zu unmittelbar unterrichtsbezogenen, auch fachspezifischen Fragen sucht. In der Auftragsklärung unter Beteiligung der Schulleitung werden diese Fragen klar herausgearbeitet und beschrieben.

Beim Thema Klassenführung liegt es nahe, mit den fachübergreifenden Aspekten zu beginnen, der FBU arbeitet also mit einem oder mehreren Klassenteams. Das ist für einen Berater, der es gewohnt ist, fachspezifisch zu arbeiten, eine große Herausforderung. Wenn spezifische fachdidaktische Themen im Vordergrund stehen, wird der FBU mit Fachteams zusammenarbeiten. Eine Kombination von fachbezogenen und überfachlichen Aspekten ist leichter, wenn der FBU Fächer vertritt, die in allen Schularten und Schultypen vorkommen.

Der FBU fragt im Zuge der Auftragsklärung auch nach den Voraussetzungen für langfristige Wirksamkeit seiner Beratung. Dazu gehört, dass die Schule in der Lage ist, seine Impulse aufzunehmen, zu sichern, intern weiterzugeben und langfristig zu nutzen.

Der FBU macht gegenüber der Schule deutlich, dass ohne Kooperation im Klassenteam kein Aufbau und keine Pflege einer wirksamen Klassenführung möglich ist. Hierzu betont er die Expertise und Perspektive der FBS. Er empfiehlt der Schule, eine FBS einzubeziehen und arbeitet mit dieser FBS zusammen.


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Die Anforderungen an das gegenseitige Verständnis und die gemeinsamen Aktionen in einem gemischten Tandem sind hoch.

Für die Tandemarbeit werden Kooperationstands vereinbart und eingehalten, z.B. Nutzung einer gemeinsamen Cloud, Arbeitstermine für ausführliche Besprechungen und Arbeit an gemeinsamen Produkten für die Beratung (TO für SchiLFs,

z.B.:

Arbeitsplakat (Flipchart quer) für Klassenteams, die Klassenregeln von pädagogischen Ziele her entwicklen

Arbeitsplakat (Flipchart quer) für Klassenteams, die Klassenregeln von pädagogischen Ziele her entwicklen

gemeinsame Ausrichtung auf die Vorbesprechungen an der Schule, Präsentationen, Visualisierungsmittel, Arbeitsaufträge, Impulsfragen, Reflexionsfragen, …), telefonische Besprechungen, …). In diesen Arbeitstreffen ist gegenseitiges Lernen möglich.

Die inhaltliche Basis für das Thema “Klassenführung” bildet die Handreichung Klassenführung mit allen ihren Stärken und Mängeln. Diese ist aus meiner Sicht eher “regel-lastig” und gibt zu wenig Auskunft über die Chancen und Klippen der kollegiale Kooperation. Vor allem aber enthält sie keine Graphiken zum Thema Klassenführung, die als Verständigungsinstrumente für alle drei Seiten (Schule, FBS, FBU) geeignet wären. Am RPT haben wir versucht, diese Lücke zu schließen.

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Aber, wie wir aus der Geschichte der OES-Basisfolien wissen, ist es noch ein weiter Weg bis zu einem landesweiten Konsens zu solchen Abbildungen. Vielleicht braucht man das auch gar nicht ?

Es ist sinnvoll, dass ein solches Tandem an mehreren Schulen (mind. 3) aktiv ist, damit die Tandempartner eine Chance haben, sich und ihre Arbeitsweisen kennenzulernen. Nur bei einem Einsatz in mehreren Schulen “lohnt” sich der zeitliche Aufwand für die Kooperation. Idealerweise könnten sich 2 oder 3 solche Tandems zusammenschließen. Dies setzt allerdings voraus, dass das übergeordnete Unterstützungssystem das Thema “Klassenführung” in besonderer Weise priorisiert und dies den Schulen gegenüber kommuniziert.

Dann könnte das so etwas wie ein “Beratungsprojekt Klassenführung” sein.

Möglicherweise müssen FBS für die Dauer eines solchen Projekts auf einige ihrer internen Sitzungen verzichten.


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Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass beim Thema “Klassenführung” der FBU-Partner zunächst wesentlich leichter den Zugang zu den Mitgliedern der Klassenteams bekommt. Die Lehrpersonen schätzen es, ihre eigenen Unterrichtserfahrungen mit einem externen Berater abzugleichen und ihn auszufragen. Solange die individuelle Sicht - sie ist sehr wichtig - eine SchiLF dominiert, könnten die TN vermeiden, den nächsten Schritt zu tun, den Schritt hin zur Kooperation in der Klassenführung. Für diese neue und noch zu lernende Sichtweise steht die FBS. Es war extrem wichtig, dass der FBU darauf beharrt hat, dass die TN auch die Sicht der FBS anhören und in dieser Richtung arbeiten (ein gemeinsames Dokument erstellen, z.B. das Plakat für die Ziele und Regeln der Klassenführung, die Rollen im Klassenteam klären, die Arbeit im Klassenteam reflektieren, …).

Umgekehrt, wenn die FBS mit Ihrer Sicht (z.B. Bedeutung von systematischer Kooperation im Team) die Veranstaltung dominiert, gehen die TN oft in eine Abwehrhaltung. Sie wissen selbst, dass es gemeinsam besser geht, aber es eben ihr schwierig, gemeinsam zu handeln. Diese Spannung kann in einer in einer reservierten Haltung der FBS gegenüber zu Ausdruck kommen. Sie wollen und müssen aber auch dort angesprochen werden, wo die alltägliche Erfahrung drückt, bei ihrer Arbeit mit der Klasse, und diese machen sie in aller Regel allein.


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Als die “OES-Workshops Qualitätsentwicklung Unterricht konkret” (kurz QEU) entstanden, war so eine komplementäre Beratung begleitend zur Teilnahme an einem QEU-Workshop Bestandteil des QEU-Konzepts. Ich weiß nicht, ob dies irgendwo und irgendwann funktioniert hat. Vermutlich nicht oder selten. Das liegt sicher nicht daran, dass die Idee schlecht ist. Es ist ein Zeichen dafür, wie komplex und voraussetzungsreich eine Kooperation zwischen FBS und FBU ist.

An machen Stellen im System funktioniert so eine komplementäre Beratung (KM-Projekt IF Metall), oft auch im Kontext der KM-Projekte BFPE und AVdual. Die dort gemachten Erfahrungen sind es wert, dass man sie nutzt.

Handlungsempfehlung:

Zur Zeit wird die Anzahl der FBS am RPT immer geringer.

Vielleicht ist das eine Chance, am RPT etwas Neues zu probieren:

ein zweijähriges “Beratungsprojekt Klassenführung”: 3 FBS gemeinsam mit 3 FBU.