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1. Das Doppeldeckerprinzip

Was du lehrst, sollst du auch selbst praktizieren. 

Was uns im Beratungssystem gelingt, davon können wir auch unsere Kunden überzeugen.

Wir sind in der Beratung und der Fortbildung Modell (praktische Anschauung) für unsere Lehren (Theorien). Wir wenden sie (unsere Lehren) an, und zeigt sie damit (praktisch) den Kunden.

Variante A: Jemand von uns realisiert im eigenen Unterricht Zukunftsthemen und stellt diese Erfahrungen dem Kunden zur Verfügung (riskant und wichtig).

Variante B:  Jemand von uns realisiert (im günstigsten Fall wir alle realisieren) im Beratungssystem Zukunftsthemen und stellt diese Erfahrungen (i.d.R. implizit) dem Kunden zur Verfügung.

 

z.B. 

Wer den Kunden „Lernen aus Feedback“ empfiehlt, praktiziere und erforsche bitte dies auch im Beratungssystem und arbeite dort daran. 

Wer den Kunden “systematische Arbeitsweise“ empfiehlt, praktiziere und erforsche bitte dies auch im Beratungssystem und arbeite dort daran. 

Wer den Kunden “Arbeit im Team“ und „teamorientiertes Arbeiten“ empfiehlt, praktiziere und erforsche bitte dies auch im Beratungssystem und arbeite dort daran. 

Wer den Kunden “Wissensmanagement“ empfiehlt, praktiziere und erforsche bitte dies auch im Beratungssystem und arbeite dort daran. 

Negativ formuliert: Wer im Beratungssystem im „Ich-Modus“ unterwegs ist, kann niemals glaubwürdig beim Kunden vom „Wir-Modus“ sprechen.

Beratung: Modell sein für professionelle Kommunikation 

Fortbildung: Modell sein für Führung


2.  fokussieren - entfalten - verdichten

Unser Job in der Beratung: Mit dem Kunden den richtigen Arbeits-Fokus setzen, Komplexität entfalten, mehrere Sichtweisen eröffnen und bei Bedarf ergänzen, diese verdichten zur Entscheidung und zum nächsten Handlungsschritt.


3. „Der Weg ist das Ziel“ –

ein oft verballhornt verstandener Zen-Spruch

Er bedeutet sicher nicht: „Egal, was das Ziel ist, Hautsache, wir sind unterwegs und freuen uns vorrangig über den Weg.“

Seine jeweils aktuelle Bedeutung individuell und gemeinsam zu suchen und zu finden und ihn individuell und gemeinsam in der Praxis wirksam werden zu lassen ist - wie alle Zensprüche - eine ständige Herausforderung, Anlass zu immer neuer Irritation, zu immer neuer und frischer Achtsamkeit und Anstrengung und zu immer neuer geistiger Ausrichtung.

Es könnte z.B. dieses bedeuten: 

„Schau genau auf den Weg, den du gehst, in jedem Schritt sollte das Ziel spürbar sein.“ 

oder negativ, als Warnung und Anspruch: 

„Schau darauf, dass jeder deiner (eurer) Schritte den Geist des Ziels enthält, sonst wirst du (werdet ihr) nie ankommen.“   (siehe Doppeldeckerprinzip)

 

4. Lernen 1. und 2. und 3. Grades ermöglichen und erleben

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Vgl. Thema Wissensmanagement

5. Absichtslose Aufmerksamkeit zur Verfügung stellen

Möglicherweise ist eine kostbare Dienstleistung von Fachberater/innen Schulentwicklung diese:

Sie stellen dem Kunden(System) ihre absichtslose Aufmerksamkeit zur Verfügung. FBS haben die Chance, z.B. im Rahmen der Supervision oder in der Tandemarbeit, immer wieder eine Haltung der absichtslosen Aufmerksamkeit zu trainieren.

Der Kunde arbeitet, der/die FBS beobachtet.

Nach einer vereinbarten Zeit stellt der FBS seine Beobachtungen zur Verfügung.

Erläuterungen:

Absichtsloses Beobachten ist schwierig. Es setzt voraus, dass der/die Beobachtende sich von allem frei macht, was die Wahrnehmung färben, trüben oder steuern könnte. Durch lange Beratungserfahrung in einem System “gewonnene” Überzeugungen und Annahmen über das System sind zurückzustellen, ebenso eigene Absichten, Ziele, Befindlichkeiten und dergleichen. Wenn man sie nicht zurückstellend kann - das zeigt die Selbstbeobachtung - müsste man sie sich mindestens bewusst machen, und dann diese Vor-Urteile wieder beiseitelegen.

Ebenso absichtslos stellt der/die FBS die Beobachtungen zur Verfügung. Er/sie sagt, was er/sie gehört und gesehen hat. Ich halte es für extrem schwierig, aus diesen Beobachtungen eigene Bewertungen und Absichten herauszuhalten. Wenn dies nicht gelingt, sind auch die eigenen Bewertungen und Absichten, die die Beobachtungen begleiten, offenzulegen. Die auskunftgebende Person ist mutig, offen und ehrlich und zeigt keinerlei Bestrebung, die Kundenseite von irgendetwas überzeugen zu wollen.

So ein Setting bedarf des ausdrücklichen Einverständnisses auf der Kundenseite und eines besonderen Kontrakts. Zum Kontrakt sollte gehören, dass die Kundenseite diese Rückmeldungen nicht beantworten oder kommentieren muss (darf?). Dieser Kontrakt ist mit dem Auftraggeber zu schließen und zusätzlich, wenn es um die Arbeit mit einer kollegialen Gruppe geht, auch mit dieser Gruppe.

Beide Seiten gehen ein Risiko ein, denn es ist möglich, dass gänzlich unerwartete Rückmeldungen zur Sprache kommen, tabuisierte Themen im Untergrund (z.B. Uneinigkeit und Konkurrenzen innerhalb eines Teams, Abwehr gegen die Leitung des Teams (Vorgesetzte) könnten sichtbar werden. Es kann auch Fehlwahrnehmungen der Berater/innen, die möglicherweise in die Irre führen. Es kann auch zu spontanen Reaktionen auf der Kundenseite kommen, die wiederum die Berater in Bedrängnis bringen, weil sie zum Beispiel dazu führen, dass er/sie sich geschmeichelt fühlt, oder weil sie den/die Berater/in dazu verführen, sich zu rechtfertigen oder zu verteidigen.

Eine Tandempartnerin, ein Tandempartner ist hierbei sehr wichtig. Er/sie beteiligt sich inhaltlich überhaupt nicht, sondern “hält das Setting”, erinnert an den vorher geschlossenen Kontrakt und achtet auf die Zeit.

Ob diese Rückmeldungen wirksam werden, ist allein Sache der Kunden.

Hätte ich noch einmal 1 oder 10 Jahre Beratungszeit, ich würde viel dieser Zeit dafür aufbringen, um genau dies zu üben. In der Supervision, im Tandem, allein.

Es sieht so aus, als ob solche Fähigkeiten auch für das (Pensionärs-)Leben hoch erfreulich sein können. Um so etwas zu üben, muss ich nicht Berater sein. Und Zeit hab’ ich genug.